HERSBRUCK (us) — Christa Ebeling geht jeden Tag gern in die Arbeit, Manuela Gründemann erzählt, dass Pflege mehr als „satt und sauber“ bedeutet, Kai Fenzel hat den Quali gemacht und später noch studiert und Timo Stötzner gibt zu, dass er manchmal mit Raufen sein Geld verdient. Vier Talkgäste aus sozialen Berufen haben Realschülern aus ihrem Berufsalltag erzählt und diese haben das in eine szenische Berufsberatung der ganz besonderen Art verwandelt – mit Hilfe des Theaterpädagogen Jean-Francois Drozak.
Nachmittags bei der Generalprobe wird noch mit den Talkgästen die optimale Haltung für das Mikrofon eingeübt und die sechs jungen Aktricen mit Speed-Abzählen in Performance- Modus versetzt. Schließlich soll abends alles laufen wie am Schnürchen, wenn zunächst Eltern und Interessierte und in den kommenden Tagen 250 Schüler ihr Theaterprojekt ansehen werden. Mit dem haben sich Pia Friedel, Belina Maul, Emily Lorenz, Tina Stengl, Leah Lederer und Marlene Hopf ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: sie wollen ihren Mitschülern die Vorurteile gegenüber den sozialen Berufen nehmen.
Mit Hand und Fuß und Herz
Zur Seite steht ihnen Kulturdesigner und Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak, ausgesandt vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Als „Herzwerker“ bezeichnen sie in ihrer Kampagne Menschen, deren Arbeit nicht nur Hand und Fuß hat, sondern die sich mit viel Herz für andere einsetzen.
Christa Ebeling arbeitet im Blindeninstitut Rückersdorf, Manuela Gründemann im Sigmund-Faber-Heim, Kai Fenzel ist als Streetworker für belastete Jugendliche da und Timo Stötzner bringt als Erzieher im Kindergarten kleinen Rabauken auch mal faires Raufen bei. Sie alle haben den Schülern erzählt, was für sie ihren Beruf zum besten der Welt macht. Die Schüler haben schließlich in dreitägiger Arbeit kleine Sketche erarbeitet, die diese Berichte szenisch umsetzen. Dabei ist allerhand gegen den Strich gebürstet: die Bühne ist frei von Requisiten bis auf einige zerbeulte Tonnen, die mal als Sitzgelegenheit oder als Beckenrand, mal als Fußbadewanne oder Sprachcomputer herhalten.
Die Schauspielerinnen tragen keine Kostüme, sondern feine Kleider und Schmuck. Zur alten Dame wird Emily erst durch den stockenden, unsicheren Gang. Zur Schwerbehinderten wird Tina durch ihre gehemmten Bewegungen und die starre Miene, die sich „im Wasser“ zum ersten Mal aufhellt. Geschichten von Begegnungen, Berührungen und Beziehungen spielen die sechs Mädchen auf berührende Weise vor, die erwachsenen Talkgäste kommen noch einmal auf der Bühne zu Wort und Regisseur Drozak drückt zwischendurch seine Hochachtung für die Menschen aus, die diese unverzichtbaren Berufe ergriffen haben. Dem spannenden und einfallsreichen Plädoyer für das Ergreifen sozialer Berufe ist viel Erfolg bei den Jugendlichen zu wünschen, die in Kürze ihre Berufswahl treffen.
Mehr Infos dazu gibt es im Internet auf www.herzwerker.de.