„Der lange Weg. Leben mit HIV heute“ – unter diesem Motto gab es in der vergangenen Woche die Aids- Aktionstage in Landshut. Vor vier Jahren begannen die Regierung von Niederbayern, die Gesundheitsämter, die Aids-Beratungsstelle Niederbayern, das Landratsamt Landshut und viele soziale Organisationen damit, mit Aktionstagen den Menschen aufzuzeigen, dass eine HIV-Infektion immer noch eine ernstzunehmende Gefahr darstellt.
Mit dem Theaterstück „Unter die Haut“ im Sonderpädagogischen Förderzentrum Landshut-Land in Ergolding am Donnerstag und einem Gottesdienst in der evangelischen Erlöserkirche am Sonntag ging die Ausstellungsreihe nun zu Ende.
Auch wenn sich die Medizin positiv entwickelt hat, gibt es noch viele Probleme bei HIV-positiv erkrankten Menschen. Doris Stankewitz, Leiterin der Aids-Beratungsstelle Niederbayern, verweist deshalb auf die Wichtigkeit von Aufklärung: „Es ist noch immer keine Krankheit wie irgendeine andere. Ängste und Diskriminierung engen das Leben Betroffener ein. Mit unserer Aufklärung über vier Jahre wollten wir diese Einschränkungen und Nöte Infizierter aus zwei Gründen zeigen.
Erstens damit Menschen wissen, wie wichtig es noch ist, sich vor einer Infektion zu schützen, und zweitens, um gegen Ausgrenzung zu wirken und um für Solidarität und Mitgefühl für Betroffene zu werben.“
Viele Ehrengäste aus Politik, Ämtern und Schulen – SFZ-Leiter Hans Lohmüller begrüßte die Gäste – waren beim Theaterabend dabei. Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf nahm zum sensiblen Thema klar Stellung: „Im öffentlichen Bewusstsein verliert das Thema Aids leider an Beachtung. Eine gewisse Sorglosigkeit macht sich breit, das Ansteckungsrisiko wird unterschätzt. Deshalb ist es notwendig, die Menschen verstärkt darauf aufmerksam zu machen und sie für die Solidarität mit Betroffenen zu gewinnen.“ Darauf zielte auch das Theaterstück „Unter die Haut“, inszeniert von Regisseur Jean- Francois Drozak und gespielt von Schülern des Förderzentrums, ab.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Thomas (Florian Misetic) ist nach einer Bluttransfusion seit seinem
fünften Lebensjahr HIV-positiv und weiß noch nichts davon. Als er 14 ist, meint der Vater (Markus Kasch), dass es Zeit wäre, den Sohn aufzuklären. Die Mutter (Sarah Cutura) sieht das anders, Bruder Stephan (Christian Straßer) hält sich raus. Der Vater setzt sich mit seiner Meinung durch. Thomas erfährt durch Krankenschwester (Sarah Ottmann) und Ärztin (Stefanie Forster) von seiner Krankheit und davon, dass Bruder Stephan längst bei seinen Freunden Alexander (Dennis Ruder) und Robert (Johannes Schlamp) geplaudert hat. Das seelische Gleichgewicht bei Thomas ist völlig weg, als er seiner Freundin Lisa (Jasmin Meindl) von seiner Infektion erzählt und schließlich allein gelassen wird.
Ein Stück, das im wahrsten Sinne des Wortes „Unter die Haut“ ging und auf der Bühne ganz stark und eindrucksvoll gespielt wurde. Auch deshalb, weil Regisseur Jean-Francois Drozak das Publikum – beim Abschlussabend die Erwachsenen, einen Tag später Schüler von der Mittelschule Ergolding – ins Geschehen mit einbezog.
Soll Thomas Aufklärung vom engsten Familienkreis oder unter Mithilfe von Ärzten erfahren? Wie soll sich Thomas danach verhalten? Soll er die Schule wechseln oder bleiben? Nach der Plauderei von Bruder Stephan herrscht Funkstille zwischen den beiden. Wer soll das beenden? Und wie kommt Thomas wieder ins Gleichgewicht, nachdem ihn die Freundin verlassen hat? All das wurde von den Zuschauern entschieden und nach der jeweiligen Situation durchgespielt.
Fazit: ein lebendiges Stück mit viel Stoff zum Nachdenken, aber auch eines, das den jungen Leuten beim Schauspielern viel Freude bereitete.
-bep-