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Voll Depri, oder was auf der Bühne – NN

15. Dezember 2013

casting

Schüler zeigen, wie man Depressionen erkennen kann – 11.03.2013

Nürnberg – Habt ihr auch manchmal keinen Bock auf nichts? Jeder durchlebt mal schlechte Zeiten oder hat einen Durchhänger. Doch wie lange ist es nur ein harmloses Stimmungstief und wann wird daraus eine echte Depression? Dieser Frage gehen die Schüler der Nürnberger Geschwister-Scholl-Realschule in Anna schafft es morgens kaum noch aus dem Bett. Ihre Gedanken sind trüb, sie versteckt sich vor Besuchern und will immer weniger unternehmen. Ihre Eltern müssen sie dazu zwingen, an die frische Luft zu gehen, und sie kommen nicht mehr an ihre Tochter heran. Steht das Mädchen am Anfang einer Depression? Oder steckt es nur in einer vorübergehenden Phase?

Dieses Rätsel wirft das Theaterstück „Icebreaker“ auf. Extra für Jugendliche hat der Nürnberger Regisseur Jean-Francois Drozak das Schauspiel geschrieben, bei dem das Publikum erraten soll, wer auf der Bühne wirklich unter Depressionen leidet. Drozak und sein Team von der Agentur „Kunstdünger“ wollen gemeinsam mit dem Nürnberger Jugendamt auf die weit verbreitete Krankheit aufmerksam machen.

Im vergangenen Jahr führten die Schüler des Sonderpädagogischen Förderzentrums Nürnberg-Langwasser „Icebreaker“ erfolgreich auf – jetzt sind die Jugendlichen der Geschwister-Scholl-Realschule an der Reihe. Zum Casting meldeten sich viele Acht- und Neuntklässler spontan an. Insgesamt stellten sich etwa 50 Teenies in Gruppen vor und erzählten von ihren Hobbys.

Zwei, die sich beworben haben, sind Alevtina und Sabit – auch sie haben schon mal schlechte Zeiten erlebt. „Das Jahr ist bei mir nicht gut losgegangen“, erzählt Sabit, „liebe Menschen aus meiner Familie sind gestorben und zwischen meinen Eltern lief es auch nicht gut.“

Der 16-Jährige versuchte, seine negativen Gedanken zu vertreiben, indem er viel Zeit mit seinen Freunden verbrachte und gemeinsam mit ihnen Filme drehte. „Das hat mir sehr geholfen, und meine schlechte Stimmung war schnell verflogen“, erzählt der Neuntklässler.

„Bei den Vorstellungsrunden ist erst mal wichtig, dass die jungen Schauspieler laut sprechen“, erklärt der Casting-Chef Hanns-Karl Zwinscher, „den Rest bringen wir ihnen innerhalb einer Woche bei.“ Viel Zeit zum Proben bleibt den Schauspielern nicht. Denn zum Konzept von „Icebreaker“ gehört auch das schnelle Einstudieren des Theaterstücks.

Dabei werden auch Alevtina und Sabit auf der Bühne zu sehen sein. Seit heute Morgen üben die beiden mit ihren Schauspielkollegen fleißig Dialoge ein. Nach nur fünf Probetagen hebt sich am Freitag bereits der Vorhang für die Schüler.

Vielleicht hat den beiden Jugendlichen ihre erste Erfahrung auf der Bühne beim Casting geholfen. Denn mit acht Jahren hat Sabit schon einmal auf den Brettern gestanden und wollte unbedingt dabei sein. „Ich liebe es, mich in verschiedene Rollen zu versetzen“, schwärmt er.

Auch die 15-jährige Alevtina durfte als Kind bereits Bühnenluft schnuppern. An „Icebreaker“ findet sie besonders gut, „dass das Stück für Jugendliche geschrieben wurde, und wir uns dadurch besser mit den Figuren identifizieren können“.

Dabei lenkt das Theaterstück den Blick nicht nur auf depressive Jugendliche selbst, sondern auch auf deren Geschwister. Die nämlich stehen meist im Schatten der erkrankten Brüder und Schwestern.

Hierfür zeigen die jungen Schauspieler im zweiten Akt von „Icebreaker“, mit welchen Schwierigkeiten die Geschwister umgehen müssen. „Sie fühlen sich oft vernachlässigt und müssen zu schnell erwachsen werden, auch wenn sie nicht dazu bereit sind“, erklärt Zwinscher.

Beide Themen halten Sabit und Alevtina für sehr wichtig. Die Neuntklässlerin meint: „In unserem Alter wissen die wenigsten etwas über die Krankheit und ihre Folgen. Durch das Stück werden die Zuschauer vielleicht etwas aufmerksamer und können sich besser in die Betroffenen hineinfühlen.“

Gezeigt wird „Icebreaker“ am Donnerstag, 14. März, um 19 Uhr im Kulturbüro, Muggenhofer Straße 141, Haus 14 „ Auf AEG“. Der Eintritt ist frei.

SARAH DE SANCTIS

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