Wie wäre es „Herzwerker“ zu werden und einen sozialen Beruf zu ergreifen, das heißt eine Ausbildung im Bereich Altenpflege, Kindertagesbetreuung, Jugendhilfe oder Behindertenhilfe zu machen?
Die achten und neunten Klassen der Realschule und der Mittelschule Scheßlitz hatten die Gelegenheit, Aspekte dieser Berufsrichtungen und Menschen, die darin tätig sind, auf ungewöhnliche Weise kennen zu lernen. Zusammen mit dem Theaterpädagogen Jean-Francois Drozak hatten acht Schüler kurze Szenen aus diesen Berufen einstudiert. Sie präsentierten sie im Schulzentrum Scheßlitz ihren Mitschülern, aber auch Eltern und Gästen. Staatsministerin Melanie Huml, die an einer der Vorstellungen teilnahm, betonte, das Theaterprojekt sei ihr eine „Herzensangelegenheit“.
Und sie sparte nicht mit Lob für die Darsteller wie auch für alle jene, die durch ihre Arbeit in diesen Berufen der Gesellschaft „ein menschliches Gesicht geben“.
Die „Herzwerker“ verbänden Herz und Hand, Empathie und fachliches Know-how auf ganz besondere Weise miteinander. Sie hätten einen Beruf, der unglaublich viel körperliche und seelische Kraft koste, aber auch eine großes Maß an Erfüllung und Sinn schenke, betonte die Ministerin. Pflege sei mehr, als dass Menschen satt und sauber seien, nahm denn auch Petra Himmelein vom Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim, den Faden der Ministerin auf. Als Fachkraft im Bamberger Wilhelm-Löhe-Heim sei es ihre Aufgabe, die Bewohner nicht nur zu betreuen, sondern sie zu begleiten. Der Umgang mit den Menschen sei eine Bereicherung. Man bekomme viel zurück.
Wie Himmelein für den Bereich Pflege, hatten Kathinka Schröfel und Simone Baier für den Bereich Kindertagesstätten, Merlin Hamer für den Bereich Behindertenhilfe und Thomas Berthold für den Bereich Jugendhilfe dem Schauspielteam Geschichten aus ihrem Arbeitsleben erzählt. Da ging es etwa um die Vergesslichkeit älterer Menschen, um ein kleines Mädchen, das sich nicht traut im Kindergarten zu reden; es ging um eine Behinderten-Wohngemeinschaft, die ihren Betreuer durch unermüdliches Fragen auf eine harte Geduldsprobe stellt oder auch um das Miteinander von Jugendlichen und ihren Betreuern, bei dem Verlässlichkeit eine sehr große Rolle spielen sollte.
Anhand dieser Geschichten hatte der Theaterpädagoge kleine Szenen mit den Schülern einstudiert, die aus dem Berufsleben der „Herzwerker“ erzählten. Mit großem Einfühlungsvermögen zeigten die acht Jugendlichen ihren Mitschülern, welch überraschende, herausfordernde, aber auch anrührende Situationen in sozialen Berufen entstehen können.
Die Partner aus den Einrichtungen waren bei der Aufführung anwesend und berichteten von einem erfüllenden Berufsleben. Sie wiesen auch auf Ausbildungsvoraussetzungen, -inhalte und -dauer sowie auf Praktikumsmöglichkeiten hin. Der Personalbedarf in den sozialen Berufsfeldern werde steigen, betonte Ministerin Huml. Für ihren Bereich der Pflege- und Gesundheitsbranche hatte sie auch Zahlen dabei. Diese Branche sei ein Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft und heute bereits Arbeitgeber Nummer eins. Rund jeder neunte Beschäftigte, rund 4,8 Millionen Menschen, seien 2011 im Gesundheitswesen tätig gewesen. Schätzungen zufolge sollen im Jahr 2030 rund 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig sein, was vor allem auf den Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung zurückzuführen sei. Deshalb brauche man mehr Fachkräfte in der Kranken- und Altenpflege. Hier gebe es „exzellente, krisensichere Berufsaussichten und beste Karrierechancen.“
An die jungen Menschen gerichtet fügte sie hinzu: „Wir brauchen sie!“
An den drei Aufführungen hatten mehrere hundert Jugendliche teilgenommen. Das Projekt „Herzwerker“ ist in Kooperation des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege und des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration entstanden und bereits an mehr als 30 Realschulen in Bayern durchgeführt worden.
Im Internet gibt es unter www.herzwerker.de weitere Informationen über diese Berufe.