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Mit Ideen, Herzblut und viel ehrenamtlichem Einsatz – NN

1. Oktober 2017

Nordkurve

Mit dem Fußball hat die Nordkurve in der Rothenburger Straße 51a nichts am Hut, dafür aber jede Menge mit Kunst und Kultur. In dem rund 40 Quadratmeter großen Raum hat der gleichnamige Kulturförderverein einen Ort geschaffen, in dem viele Projekte zum Leben erweckt werden. Von Menschen, die viele Ideen und viel ehrenamtliches Engagement an den Tag legen.

Die eigenen vier Wände als Ort der Begegnung und der Kreativität – nicht nur für Bekannte und Freunde, sondern für alle: Auf diese Idee brachte Jean-Francoise Drozak eine alte Dame in Irland. „Wenn sie Gesellschaft haben wollte, verwandelte sie ihr Wohnzimmer in einen Pub. Mitten in den Raum ließ sie einen Tresen einbauen“, erzählt der 43 Jährige. Das fand der Sozial- und Theaterpädagoge so faszinierend, dass er es sich auch für Nürnberg fest vorgenommen hatte, so etwas zu schaffen. Im Büroraum von ihm und seiner Ehefrau, der Architektin Johanna Zwinscher — in ihrem „zweiten Wohnzimmer“, wie der Nürnberger es nennt – öffnete Drozak für alle, die Begegnung suchen, einen Ort, um eigene Ideen zu verwirklichen.


Neun Jahre ist das inzwischen her. „An sich ist die Nordkurve ein leerer Raum. Die Menschen füllen ihn aber mit Inhalten“, sagt Drozak. Und es gibt genügend Menschen, die die Idee mittragen. Jeder, der in der Nordkurve mitwirkt, macht es ausschließlich ehrenamtlich. Mit ihrem Engagement haben Drozak und seine Mitstreiter die Nordkurve zu einem kleinen, aber festen Bestandteil der soziokulturellen Szene Nürnbergs entwickelt. Jeder bringt nicht nur seine Ideen ein, sondern übernimmt auch Verantwortung, erläutert Drozak: „Die Nordkurve ist ein Ort zum Mitmachen. Nur dann funktioniert es.“

Kunst, Konzerte, Kneipe

Für einen Abend, für ein paar Tage oder auch Wochen verwandeln die Menschen die Nordkurve in eine Galerie, einen Konzertraum, einen Diskussionsclub oder auch eine Kneipe. So gewähren die beiden großen Schaufenster in der Nordkurve immer wieder den Blick auf die Kunst. Das machen Stefanie Nentwich und Maria Bayer möglich. Die beiden kümmern sich um die Ausstellungen dort, betreuen den künstlerischen Nachwuchs von der Idee bis zur Umsetzung. „Ich finde es schön, jungen Künstlern eine Plattform zu geben“, sagt Stefanie Nentwich. Auch junge Musiker können in der Nordkurve Konzerte veranstalten. Eine feste Institution in der Nordkurve sind die Barfreitage. Hier wird der Raum zu einer Kneipe, in der jeder der Wirt für einen Abend sein kann.

Auch hier gibt es ein ehrenamtliches Team, das die Wirte anleitet. Getränke gibt es umsonst, für die Veranstaltung darf gespendet werden. Jeden ersten Mittwoch im Monat ist darüber hinaus der Barmänner-Abend, an dem ausschließlich Männer – schwule oder auch nicht – in der Nordkurve bei einem Glas Bier, Wein oder Limo ins Gespräch kommen.

Auch einige Vereine steuern regelmäßig die Nordkurve an. So treffen sich die jungen Menschen von „Rock your life!“ dort. In dem Verein engagieren sich Studenten für Jugendliche und werden zu ihren Mentoren. „Die Nordkurve repräsentiert Vielfalt, viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Zielen, die aber zusammenarbeiten, um jedem Einzelnen einen Raum zu bieten, sich zu entfalten“, sagt LukasMarx. Für den Vorsitzenden des Vereins am Standort Nürnberg ist das auch der Grund, warum sein Verein sich ausgerechnet die Nordkurve als Treffpunkt für eigene

Aktivitäten ausgesucht hat. Ebenfalls zu den kontinuierlichen Nutzern der Nordkurve gehört die regionale Gruppe der „Neuen Deutschen Medienmacher“. Der Verein, dem Medienschaffende angehören, setzt sich für eine differenziertere Berichterstattung über Menschen mit Einwanderungsgeschichte ein sowie für mehr Journalisten aus Einwandererfamilien in den Redaktionen. „Bei unseren Treffen diskutieren wir viel. In den Kneipen wäre es dafür zu laut. Hier passt es für uns sowohl räumlich als auch von dem her, wofür die Nordkurve steht“, sagt Stanley Lauer, Mitglied der Neuen Deutschen Medienmacher.

Keine Angestellten bitte!

Die Nordkurve hat noch mehr Potenzial, findet Drozak. Es soll aber keine Angestellten dort geben, es wird auch keine städtische Finanzierung angestrebt, es bleibt ein Ehrenamtsprojekt, betont der Nürnberger: „Die Nordkurve soll nicht institutionalisiert werden. Hier sollen sich auch keine einzelnen Gruppierungen ,festfressen‘. Sie bleibt ein Raum, in dem viel Neues passieren kann und jeder sich einbringen kann. Und sie bleibt ein Ort, der eine Ergänzung und kein Gegenentwurf zum Kulturleben in der Stadt ist“ , betont der Theaterpädagoge. Drozak wünscht sich mehr solche Orte in Nürnberg und mehr Menschen, die eigenverantwortlich handeln: „Die Stadt tut schon einiges und kann nicht zig neue Kulturläden finanzieren. Die Menschen können selbst aktiv werden. Es wäre genial, wenn 1000 Nürnberger alle zwei Wochen ihre Wohnzimmer für alle öffnen. Jeder hat etwas zu geben – Zeit, Getränke oder etwas Künstlerisches. Kultur ist für alle da und jeder darf sie machen.“ Drozak ist überzeugt: Wenn diese Vision Realität wird, könnte sie auch ein weiteres Argument sein bei der Bewerbung Nürnbergs für die Europäische Kulturhauptstadt. Die Nordkurve jedenfalls wird weiterhin ihre Türen offen halten für Besucher und solche, die mit anpacken wollen, so Drozak: „Die Menschen sollen sie als ihr zweites Wohnzimmer begreifen. Wer Interesse hat, soll sich bei uns einfach melden.“

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