Bei „Herzwerker“ sollen Schüler übers Theater soziale Jobs kennenlernen
Schweinfurt (as)
Am Anfang sollte es langsam gehen. Name, Alter, ein bisschen vorstellen. Vermutlich nicht das, was sich die Schüler der Wilhelm-Sattler-Realschule unter einem Casting für ein Theaterstück vorgestellt hatten. Aber das, was Hanns-Karl und Amrie Zwinscher mit ihnen vorhatten, war kein normales Theaterstück. Und so saßen die Jugendlichen im Kreis und redeten über Qualifikationen, die bei jedem anderen Stück niemanden interessiert hätten. „Ich gehe regelmäßig Babysitten“, erzählte die 15-jährige Katharina. „Ich helfe bald im Seniorenheim“, sagte Kai. Und Lara, die zwar Angst hat, allein auf die Bühne zu gehen, aber trotzdem mitmachen möchte, sagte: „Ich passe oft auf meine kleine Cousine auf.“
Beim Projekt „Herzwerker“ ist das Theater eher Mittel zum Zweck. Eigentlich geht es um etwas anderes: „Wir wollen soziale Berufe attraktiver machen“, erklärte Hanns-Karl Zwinscher, der ehrenamtlich bei der Aktion hilft. „Wir sprechen mit Leuten, die in sozialen Berufen aktiv sind und setzen deren Geschichten im Theater in Szenen um.“ Vier Tage lang werden die Projektteilnehmer an ihrem Stück proben, bevor sie es am 6. Oktober präsentieren. „Herzwerker“ ist eine Initiative des bayerischen Staatsministeriums, die zum ersten Mal an die Wilhelm-Sattler-Realschule kommt.
„Ziel ist, die Herzen für Berufe zu gewinnen, die sonst bei den Schülern nicht so attraktiv sind“, sagte Schulleiter Klaus Rehberger. Das Besondere: Keiner der Schüler, die an diesem Morgen beim Casting saßen, war dazu verpflichtet. „Wir haben das Projekt vorher in den Klassen vorgestellt. Daraufhin haben sich die Schüler freiwillig gemeldet“, sagte Hanns-Karl Zwinscher. Die Jugendlichen sind auch bereit, an einem Feiertag zum Proben in die Schule zu kommen. Allerdings können nicht alle Bewerber teilnehmen. Insgesamt acht Jugendliche dürfen mitmachen, davon vier Jungen und vier Mädchen.
Also gab es Vorstellungsrunden. Erzählen über sich selbst, über Theatererfahrung, über soziale Erfahrung. Und die Jugendlichen berichteten, teils leise und zögernd, teils mit viel Selbstvertrauen. „Ich habe schon in der Grundschule Theater gespielt“, erzählte Fabian. „Wir haben mehrere Auftritte gemacht, damit habe ich gar kein Problem.“ „Ich kann gut Texte lernen“, sagte Katharina. „Aber auf Deutsch, nicht auf Englisch“, fügte sie zur Sicherheit hinzu. Karl-Hanns Zwinscher konnte sie beruhigen: Sie wird ihren Text nicht auf Englisch sagen müssen.
„Eigentlich sind alle hier qualifiziert“, so Zwinscher. „Es fällt wirklich schwer, jemanden auszusuchen.“ Im Hintergrund klingelte die Pausenglocke. Aber die Schüler blieben ungerührt. Wer ausgewählt wurde, sollten sie erst am nächsten Tag erfahren. Das Ehepaar Zwinscher braucht Bedenkzeit. „Wir wollen Schüler aussuchen, die Resonanz haben“, sagte Amrie Zwinscher. Denn es geht um mehr als Theater.