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Lebkuchen

1. Mai 2008

 

In Kooperation mit der Johann-Preissler Schule entwickelt das Caritas Pirkheimer Haus Nürnberg eine Theaterproduktion, die sich der Perspektive von Jugendlichen mit Migrationshintergrund stellt. Das Stück bemüht sich darum, den Begriff „deutsche Leitkultur“ konsequent in einem Handlungsstrang zu transportieren. Die Geschichte driftet ins Absurde, in dem die Einordnung in Nationalitäten zu nichts anderes führt als zu das, was der Mensch nicht ist.

Das Stück lehnt sich an das existentialistische Theater, das seine Figuren gerne in den Abgrund begleitet. Begriffe wie „deutsche Leitkultur“ sind sich selbst verwirklichende Prophetien und Katalysator für die Entstehung von Parallelgesellschaften: genau das was ihre Erfinder damit zu verhindern versuchen. Das Stück geht diesen Zusammenhängen künstlerisch nach.
Eine erste Szenenskizze wird am 29. Mai im CPH in Nürnberg zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.


Das Caritas-Pirkheimer Haus setzt sich seit einigen Jahren mit dem Thema Migration auseinander. Das Theaterstück Lebkuchen widmet sich dem Thema Migration. Eine erste Szenenskizze wird Ende Mai zu sehen sein.

In Kooperation mit der Johann-Preissler Schule entwickelt das CPH eine Theaterproduktion, die sich der Perspektive von Jugendlichen mit Migrationshintergrund stellt. Dabei wird HipHop als subkulturelle Identifikationsfläche bewusst gemieden. Man witzelt ja schon seit langem was wohl früher da war: Migrationshiphop oder deren sozialpädagogische Konzepte; ob Migrantionshiphop von Jugendlichen selbst oder von der Sozialarbeit etabliert wurde.

Spezialisten schlagen sich die Köpfe ein, wie sich Deutschland als Einwanderungsland positionieren sollte und welche Vorraussetzungen und Erwartungen an Immigranten gestellt werden müssen. Jeder redet darüber, aber wie stehen Immigranten selbst zu diesem Thema?

Sprachbarrieren. Jean-Francois Drozak ist Theaterpädagoge und schreibt das Drehbuch zum Stück. Er meint, dass es lohnenswert ist sich mit Migration künstlerisch zu befassen. Und damit steht er nicht alleine.

Das in München operierende Kulturprojekt Refugio geht zum Beispiel das Thema schon seit vielen Jahren mit ästhetischen Mitteln an. Immigranten kommen selbst zu Wort, oder drücken sich mit anderen ästhetischen Mitteln aus. Kunst überwindet Sprachbarrieren und so verstehen sich ihre Macher nicht nur als Sprachrohr für Immigranten, sondern bieten ihnen Raum sich selbst auszudrücken. Brisant deswegen, weil unter ihnen sich auch Kriegsopfer befinden.

Der Nürnberger OB Ulrich Maly hat Integration zur Chefsache erklärt. Ermutigende Worte in einer Zeit in der Immigranten sich mit vielen Projektionen und Ängsten konfrontiert sehen. Zumal sich die Bezeichnung für Immigranten alle paar Jahre ändert und die politische Diskussionen widerspiegeln.

„Früher wurden wir Gastarbeiter genannt, später Ausländer, dann ausländische Mitbürger, dann Deutsche türkischer Herkunft. Und nun werden wir – seit dem 11.9. – als Moslems wahrgenommen“, meint Seyran Ates in einem Interview mit Angela Merkel in der Zeit vom 30.4.2004

Nationalistische Ereignisse und Figuren kommen nicht von selbst.  Tragisch an der Diskussion um den Begriff  Deutsche Leitkultur ist, dass er nicht mehr zurückgenommen werden kann ohne das dumpfe Gefühl dabei zu verspüren, Deutschland damit zu verraten. Der Begriff steht im Raum. Er spaltet die Gesellschaft und lässt sich doch nicht richtig füllen.

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