Nicht in allen Ländern finanzieren sich Kirchen über Steuern – könnte das auch in Deutschland funktionieren? Die Bildungsreferentin Marica Münch, vom Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) Nürnberg, antwortet.
„Wenn es keine Kirchensteuer mehr gäbe, müssten die Kirchen umdenken. Das könnte ein positiver Aspekt sein. Denn die Kirche müsste sich schließlich trotzdem finanzieren und deshalb für Spenden um konkrete Projekte werben. Sie müsste Überzeugungsarbeit leisten, die Leute würden dann mitbestimmen, wo das eigene Geld landet. Das könnte die Identifikation der Menschen mit der Kirche stärken.
In Kroatien zum Beispiel kenne ich bereits so ein ähnliches Modell. Die Gemeinden rufen dort zu verschiedenen Anliegen zum Spenden auf: beispielsweise für das kaputte Dach des Pfarrhauses oder für ein soziales Projekt. Das Geld wird dann direkt überwiesen oder bar im Pfarramt abgegeben. Es gibt auch Sachspenden, zum Beispiel selbst produzierter Wein vom eigenen Weinberg, der für die Messe gespendet wird. Ich könnte mir etwas Ähnliches auch in Deutschland vorstellen, dass zum Beispiel im Fernsehen oder Radio Spendenaufrufe gesendet werden. Die Spendenbereitschaft hierzulande ist bei manchen Dingen nämlich sehr groß, momentan bin ich zum Beispiel von der Hilfsbereitschaft bezüglich der ankommenden Flüchtlinge überrascht.
Bei nicht so emotionalen Themen, zum Beispiel Baumaßnahmen, funktioniert das vielleicht weniger gut. Ich finde es zudem nicht verwerflich, wenn man für etwas spendet, was einem selbst zugutekommt – beispielsweise für ein Projekt im eigenen Stadtteil. Davon profitiert man schließlich nicht nur selbst, sondern auch alle anderen. Wenn man allerdings ausschließlich an sich denkt, kann man das Geld auch gleich behalten.“
Lara Rzany, Lilian Verleger