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Geben und Nehmen im Umsonstladen – NN

15. Oktober 2012

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Gostenhofer Geschäft dient nicht nur soziale Zwecken

Nürnberg – Ausgemusterte Dinge, die eigentlich  „noch gut sind“  kann man in Kisten und die dann auf den Dachboden oder in den Keller packen, sich in unregelmäßigen Abstände ihrer entsinnen und den Vorsatz fassen, das Zeug jetzt endlich mal bei E-Bay einzustellen. Ausgemusterte Dinge kann man aber auch direkt in den Kofferraum oder auf den Gepäckträger des Fahrrads packen und damit schnurstracks in die Rothenburger Straße 51a fahren. Hier befindet sich nämlich der „Umsonstladen“ .

Nur drei Teile
Samstag, 13 Uhr. Fiona MacFarland wacht streng über die „Kasse“. „Du weißt doch, dass du nur drei Teile mitnehmen darfst. Der Korb da ist doch auch von uns“, schilt sie eine junge Frau, die sich daraufhin von einem ihrer Fundstücke trennen muss. Drei Teile mitnehmen  und so viel bringen, wie man möchte – vorausgesetzt, der Gegenstand kann von einer einzelnen Person getragen werden. Auf dieser Prinzip basiert der Umsonstladen, der in Juni 2008 von Johanna Zwinscher und den Jesus Freaks ins Leben gerufen wurde.

Gedacht war das zunächst als „Raum für Kommunikation und Kontakt zu Gostenhof“, so die 32-Jährige  Architektin. „Wir wollen Menschen helfen, aus der Anonymität herauszukommen und sozial Schwache unterstützen“. Doch hier finden nicht nur Bedürftige Kleidung, Geschirr und anderes Alltagsgegenstände – jeder kann kommen, jeder kann Sachen vorbeibringen, jeder wieder andere mit nach Haus nehmen.

Das eine bedingt hierbei keinesfalls das andere: „Niemand ist verpflichtet, etwas hierzulassen , um etwas anderes mitnehmen zu dürfen.“ Andersherum nehmen viele die Aufforderung „Komm zu uns, wir sind dein Keller!“, in Anspruch.

Die 28-jährige Verena, die seit einem Jahr regelmäßig hierherkommt: „Oft sammeln meine Freunde und ich und bringen dann eine ganze Kiste Zeug her, heute hab ich ein ganzes Geschirr-Service dagelassen“ – und im Gegenzug ein hübsches Fotoalbum  gefunden. „Es gibt so viele  Menschen, die nicht so viel Glück haben, und es gibt mir ein gutes Gefühl, anderen helfen zu können.“ Sarah, Angelina und Lena sind  zum ersten Mal hier und ebenfalls begeistert: „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir unseren halben Hausstand mitgebracht.“

Ehrenamtliche Helfer
Die 21-jährige Paula arbeitet seit einem Jahr hier – ehrenamtlich. Einmal im Monat zu den Öffnungszeiten von 11 bis 14 Uhr hilft sie mit Rat und vor allem Tat. Denn die vielen Spenden, die hier eintreffen, gilt es zu sortieren, in Schuss zu halten und nett zu präsentieren. „Wir versuchen hier , eine Boutique-Atmosphäre zu  schaffen“. So gibt es Regale mit Schuhen, Schränken mit Büchern, Kisten mit Spielzeug, Stangen mit Klamotten. Viele Menschen gehen ein und aus, gucken, suchen – und bringen ordentlich Unordnung ins Sortiment. Drei bis vier Stunden aufräumen und ausmisten stehen jeden Samstag an, wenn die Tür wieder geschlossen wurde. Dass da freiwillige Helfer gern gesehen sind, ist keine Frage. „Wir freuen uns über jegliche Unterstützung“, sagt Johanna Zwinscher. „Egal, ob Sachspenden, Mitarbeit oder Geld“. So stehen an der symbolischen Kasse zwei transparente Spendenboxen, die sich über eine kleine Gabe freuen. Die Miete ist teuer, doch der soziale Beitrag, der hier geleistet wird, unbezahlbar.

Tauschparty am Freitag
Neben den allsamstäglichen, regulären Öffnungszeiten finden alle drei Monate „Tauschpartys“ an einem Freitagabend statt.  „Die coolen GoHo-Leute schaffen es samstags eher nicht, hierherzukommen – wahrscheinlich schlafen sie da noch“, schmunzelt Johanna Zwinscher. „Aber bei den Tauschpartys sieht das schon anders aus. „Von 20 Uhr bis Mitternacht können die Gäste untereinander tauschen, Sachen bringen, suchen und finden und einen schönen Abend voller Musik, Gespräche, Getränke verbringen – und natürlich die Möglichkeit nutzen, den Kleiderschrank  aufzupeppen.

Katharina Wasmeier

 

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