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Reboot city – Carimigra Reisen

7. Dezember 2008

nurnberger-wappen

Nürnberg ist nach wie vor eine attraktive Stadt, die von vielen Touristen besucht und entdeckt wird. Die Stadt bietet für Menschen aus aller Welt, eine große Anzahl an attraktive Angebote. Gleichzeitig leben in Nürnberg viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen. Sie erleben allerdings ein Nürnberg, das in den Reiseführer kaum beschrieben wird. Das Nürnberg dieser Menschen ist stark von ihrer Herkunftskultur geprägt. Kaum ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund wird in ein von Deutschen bewohntes Einfamilienhaus eingeladen. Ihre Familien besuchen sich gegenseitig, der Kulturverein wird dem Nürnberger Staatstheater vorgezogen. Was haben also diese Jugendlichen mit einer Jugendgruppe aus dem Ausland gemeinsam? Ihnen sind die Orte fremd, in denen sich die deutsche Mittelschicht mehrheitlich aufhält


Nur das den jungen Touristen, Nürnbergs Kultur nahe gebracht wird: mit speziell für Jugendliche organisierte Austauschprogrammen.

Carimigra-Reisen ist ein für junge MigrantInnen speziell entwickeltes Austauschprogramm. Michael Russ arbeitet für den Jugendmigrationsdienst der Caritas und ist Begründer dieses ungewöhnlichen Reiseunternehmens. Die Jugendlichen werden zu Touristen, ohne dabei ihren unmittelbaren Lebensmittelpunkt zu verlassen. Das Motto des Pilotprojektes lautet: „Reboot your city“ – „Erlebe Deine Stadt neu“.In Projektwochen werden Orte angesteuert, die für Migrantenkinder neu sein sollten. Das Programm beinhaltet unter anderem den Besuch eines pensionierten Ehepaars, am Rande der fränkischen Schweiz. Bei Kaffee und Kuchen tauschen sich die Gastgeber mit den Jugendlichen darüber aus, welche Hürden sie als so genannte „Zugezogene“ zu nehmen hatten, bevor sie von der Dorfgemeinschaft akzeptiert wurden.

Neben dem Staatstheater steht aber auch der Besuch einer hauptsächlich von deutschen Jugendlichen frequentierten Jugendorganisation an. Der CVJM führt mit seiner Treppenhaus Lounge erfolgreich ein attraktives Pendant zu Starbucks, Mc Donald´s und Co. Hier können Jugendliche kostengünstig und zielgruppengerecht die Stadtmitte erleben. Jugendliche mit Migrationshintergrund kommen hier leicht mit deutschen Jugendlichen im Kontakt.In Kooperation mit mehreren Schulen wird pro Klasse ein Schüler am Austauschprogramm teilnehmen. Nach Abschluss der Projektwoche werden sie in ihren Klassen selbst zu Reiseführer, die einzelne Programmpunkte mit ihren Kollegen wiederholen werden. So werden in der ersten Pilotphase bis zu 300 Schüler Nutznießer des Austauschprogramms von Carimigra.

Carimigra Reisen ist keine kulturelle Einbahnstrasse. „Wir bieten unseren Austauschschülern die Chance, sich politisch zu artikulieren“, meint Michael Russ. So plant der Jugendhilfeausschuss in der ersten Projektwoche, den Jugendlichen eine ganz konkrete Frage zu stellen. Wie diese lautet, wird erst bei Projektstart erzählt. So soll vermieden werden, dass die gestellte Frage vom “Reiseunternehmer” über die Jugendliche beantwortet wird. Nicht das Begleitteam von Carimigra, sondern die Jugendlichen selbst sind gefragt. Die Fragestellung wird mittels theaterpädagogischen Methoden diskutiert. Anfang Dezember werden auf der Sitzung des Jugendhilfeausschusses die Antworten der Jugendlichen von ihnen selbst szenisch präsentiert.

Für diesen kreativen Prozess hat der Jugendmigrationsdienst die Agentur Kunstdünger gebucht. „Wir reden zwar immer über Jugendliche mit Migrationshintergrund, allerdings kommen diese viel zu selten selbst zu Wort“, weiß Michael Russ. Er will den partizipatorischen Moment. Er muss es wissen, denn als langjähriger Leiter des Jugendmigrationsdienst der Caritas kennt er die „Integrationsszene“ wie seine eigene Westentasche.

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